Franziska Seliger berichtet am 12. Juni 2023 bei Merkur.de:

Zwei Dalmatiner-Damen sind die neuen Stars an der Förderschule in Penzberg

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Tolles Dreier-Team: Annerose Paulsen mit ihren Hunden Chili (li.) und Smilla (re.). © Seliger

Chili und Smilla sind die neuen Stars an der Janusz-Korczak-Schule in Penzberg. Die beiden Dalmatiner-Damen sind ausgebildete Therapiehunde und sollen den Kindern das Lernen erleichtern – ein anspruchsvoller Job für die beiden Vierbeiner, auf den sie aber ihr Frauchen gut vorbereitet hat.

Penzberg – Chili und Smilla arbeiten bereits seit einigen Wochen als Therapiehunde im Rahmen einer so genannten „Tiergestützten Intervention“ an der Penzberger Förderschule. Zusammen mit Frauchen Annerose Paulsen, die an der Schule als Schulbegleiterin tätig ist, besuchen die zwei- und vierjährigen Hündinnen mit den lustigen schwarzen Tupfen im weißen Fell jede Woche für einige Stunden die Kinder der Schule. „Die beiden wirken atmosphärisch“, erklärt Paulsen. Das heißt, allein durch ihre Anwesenheit veränderten die Hunde die Stimmung im Klassenzimmer zum Positiven.

Schüler sind konzentrierter, wenn einer der Hunde im Raum ist

So seien die Schüler beispielsweise ruhiger, wenn einer der Hunde im Raum sei. Auch die Konzentration auf den Lernstoff klappe dann besser. Und: „Die Tiere merken, wenn es einem der Kinder nicht gut geht.“ Zu diesem Kind gehe der Hund dann hin, um sich streicheln zu lassen. Kinder, die früher nur ungern in die Schule gegangen seien, kämen jetzt viel lieber zum Unterricht. Und wer nicht lesen mochte, der übe jetzt fleißiger, weil er Smilla und Chili vorlesen möchte, so Paulsen. „Ihre Motivation, es für den Hund zu machen, ist groß.“

Führerschein und Prüfung vor dem Einsatz an der Schule

Die gelernte Buchhändlerin hat ihre beiden Hündinnen für den Einsatz an der Schule natürlich entsprechend ausgebildet; unter anderem legte sie die Begleithundeprüfung sowie den Hundeführerschein ab. Dabei werde unter anderem geprüft, ob der Hund aggressiv ist, und wie gut er auf Befehle seines Herrchens oder Frauchens reagiert, „also ob man ein gutes Team ist.“ Auch im öffentlichen Raum müsse der Hund gut folgen; beispielsweise müsse er brav an der Leine gehen und dürfe keinen Passanten anspringen.

Im Anschluss habe sie mit Smilla und Chili eine Ausbildung in „tiergestützter Intervention“ mit Schwerpunkt Pädagogik absolviert. Sie selbst dürfe sich nun „Co-Pädagogin in tiergestützter Intervention“ nennen.

Lange Spaziergänge als Ausgleich für die Hunde

Rund ein Dreivierteljahr habe diese Ausbildung in München gedauert. „Dabei ist es eigentlich der Mensch, der die Ausbildung braucht“, sagt Paulsen. Er müsse unter anderem lernen, die Signale der Tiere richtig zu deuten; etwa wenn die Hunde überfordert sind, weil die Kinder sie so mit Beschlag belegen.

„Ich als Mensch habe die Verantwortung für den Hund und muss darauf achten, dass es ihm gut geht“, so Paulsen. Akribisch achte sie deshalb darauf, Chili und Smilla nicht zu überfordern. Als Ausgleich zur Arbeit an der Schule – Paulsen nimmt immer nur einen Hund mit zum Unterricht – gibt es tägliche lange Spaziergänge in die Natur. Auch zu Ausritten und Bergtouren nehmen sie und ihre Familie die beiden Hundedamen oft mit.

Die Hunde haben extra verschiedene Kunststücke gelernt

Chili und Smilla ihrerseits hätten im Laufe ihrer Ausbildung zum Therapiehund unter anderem lernen müssen, im Klassenzimmer ruhig auf ihrem Platz liegen zu bleiben – „egal, was um sie herum passiert“. Immer wieder seien im Rahmen der Ausbildung auch der Alltag in Schule oder Kindergarten in Rollenspielen geübt worden. Und die Hunde hätten verschiedene Kunststücke gelernt, mit denen der Schulalltag für die Kinder jetzt interessanter gestalten werden könne; beispielsweise Purzelbäume zu schlagen oder ein Glücksrad anzutippen.

Bei dieser Ausbildung werde Seitens der Trainer auch stark ausgesiebt, so Paulsen. Denn längst nicht jeder Hund sei als Therapiehund geeignet. Smilla und Chili dagegen waren sehr geeignet. „Dalmatiner sind grundsätzlich sehr menschenbezogen“, so Paulsen. „Aber sie treffen auch eigene Entscheidungen.“ Bei ihrem Einsatz im Klassenzimmer sei das durchaus von Vorteil. Smilla sei vom Wesen her eine eher zurückhaltende Hündin und gar nicht aufdringlich. „Sie tut besonders den Kindern gut, die auch so sind, wie sie.“ Chili dagegen ist lebhafter, ohne aufdringlich zu sein.

Ein Hund behandelt alle Kinder gleich

Bei den insgesamt etwa 90 Kindern der Schule kommen die neuen tierischen Lehrkräfte laut Schulleiterin Sabine Gandecki sehr gut an – auch diejenigen, die anfangs etwas Angst vor Hunden gehabt hatten, hätten Smilla und Chili mittlerweile ins Herz geschlossen. Anders als Menschen behandele ein Hund alle Kinder gleich, egal welche Hautfarbe und ob dick oder dünn. „Das steigert das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit der Kinder.“ Nicht nur im Klassenzimmer sind Chili und Smilla jetzt dabei, wo sie Schüler mit sprachlichen Problemen zum Reden motivieren und die Kinder auch emotional stärken. Sie dürfen auch mit in die Turnhalle, wo sie helfen, im gemeinsamen Parcours die Motorik der Kinder zu schulen. Sogar Ausflüge ins Grüne stehen auf dem Stundenplan. Für die Zukunft geplant seien außerdem Workshops am Nachmittag – etwa ein Apportierkurs.

Nähere Informationen

zu Chilis und Smillas Einsatz an der Schule finden Interessierte auf der Homepage der Schule unter www.sfz-penzberg.de. Informationen zur „Tiergestützten Intervention“ und zur Hundetrainer-Ausbildung findet man unter www.teamtraining-ausbildungen.de.